GWA-Sprecherin Astrid Pierau kritisiert Reduzierung der Öffnungszeiten.
Auf heftige Kritik der AG Gemeinwesen Sudenburg-Lemsdorf stößt die angekündigte Halbierung der Öffnungszeiten des „Mobilen Bürger Büros“ im ASZ Sudenburg. Damit werde das Engagement der GWA Gruppe bestraft, so Astrid Pierau, Sprecherin für Sudenburg. Ihr Vorwurf: „Die Auslastung ist deshalb so gering, weil die Stadt keine Werbung für die mobilen Büros betreibt!“
Sudenburg. CDU-Stadtrat Eberhard Seifert ist ein regelmäßiger Besucher der Sitzungen der GWA Sudenburg-Lemsdorf. In diesem Gremium arbeiten ehrenamtlich engagierte Bürger aus den Stadtteilen mit, um das Leben vor Ort lebenswerter zu gestalten. Seifert kommt, wie viele andere Stadträte, gern zu den Sitzungen, weil er hier die Alltagssorgen der Menschen hautnah zu hören bekommt.
Daher weiß der Christdemokrat, wie energisch die GWA Sudenburg-Lemsdorf vor zwei Jahren gefordert hatte, dass die Stadtverwaltung Dienstleistungen auch vor Ort anbietet. Das Ergebnis war die Premiere des „Mobilen Bürger-Büros“ im April 2007 im ASZ Sudenburg in der Eiskellerpassage. In den Monaten danach kamen weitere Standorte in anderen Stadtteilen hinzu.
Als unlängst die GWA-Gruppe über die Resonanz der Sudenburger diskutierte, wurden auch die Defizite genannt. Deutlich wurde, dass einzig das ASZ Sudenburg selbst für die Werbung sorgt. Astrid Pierau, Sprecherin der GWA Sudenburg-Lemsdorf: „Dass es überhaupt ein Bürger-Büro in Sudenburg gibt, das freitags alle zwei Wochen von 9 bis 12 Uhr vor Ort ist, erfahren die Bürger einzig über die Publikationen des ASZ. Die Stadt selbst rührt keinen Finger. Das geht schon bei kleinen Dingen, wie etwa einem Schild oder einem Aufsteller vor der Eiskellerpassage los und hört bei der Werbung in Straßenbahnen auf. Kein Wunder, dass die Auslastung nicht so ist, wie wir uns das vorgestellt haben.“
Der Flop und die Gründe
Eberhard Seifert notierte sich das Thema in seinem Notizbuch und stellte Anfang September eine offizielle Anfrage im Stadtrat. Die Antwort durch den zuständigen Beigeordneten Holger Platz war ernüchternd: „Im Jahr 2007 haben nur 69, im Jahr 2008 bisher sogar nur 34 Sudenburger diesen Service genutzt.“ Vorerst sei geplant, die Öffnungszeiten in Sudenburg zu reduzieren. Statt bisher im Zweiwochenrhythmus sollen ab Oktober nur noch einmal im Monat Verwaltungsmitarbeiter zur Abwicklung von Ausweis- und anderen Formalitäten vor Ort eingesetzt werden.
Darüber berichtete die Volksstimme am 11. September in einer Notiz. Die Reaktion der GWA-Sprecherin ließ nicht lange auf sich warten. Astrid Pierau sandte ein wütendes Fax auf die Reise in die Volksstimme-Redaktion: „Herr Seifert, hätten Sie auf unserer Gemeinwesensitzung zugehört, dann hätten Sie gewusst, warum die Bürger-Büros floppen! Denn viele Bürger haben das mobile Bürger-Büro nicht wahrgenommen. Dank der Sudenburger Händler und der Sparkassen-Filiale wurde wenigstens ein bisschen die Werbertrommel gerührt. Die Stadt sollte sich Gedanken machen, wie sie uns unterstützen kann, damit die Bürger-Büros besser angenommen werden. Aber nicht durch Zeitkürzungen, sondern durch regelmäßige, verlässliche Öffnungszeiten, unübersehbare Info-Schilder an den Standorten und Bekanntmachungen in den Straßenbahnen.“
Holger Platz hatte bereits im April 2007 für 2008 eine umfangreiche Analyse der Benutzerzahlen angekündigt, die nun vorliegt. Auf Volksstimme-Nachfrage bezeichnete er es als „jammerschade, dass dieses Angebot nicht angenommen wird“. Angesichts der Tatsache, dass in Sudenburg ein Sachbearbeiter in einer Stunde rechnerisch magere 0,4 Bürger bedient, gäbe es keine Alternative, als das Angebot „vorsichtig zurückzuführen“. Platz: „Unser Ziel ist es, dass jeder Sachbearbeiter drei bis vier Bürgeranliegen pro Stunde betreut, derzeit liegen wir bei 2,1. An allen Standorten des mobilen Bürger-Büros seien im Jahr 2007 nur 417 Nutzer gezählt worden, deutlich weniger als in den vier festen Büros.“Von Jens-Uwe Jahns